von Alexandra Wilhelm
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10. September 2025
Als Pferdebesitzer tun wir alles, um unsere Tiere vor Krankheiten zu schützen. Wir achten auf gutes Futter, wählen den besten Stall und sorgen für Bewegung. Und doch kommt der nächste Reheschub. Die frustrierende Wahrheit ist, dass wir oft die wahren Ursachen übersehen, weil wir uns auf die falschen Dinge konzentrieren. Ja, Fütterungsfehler sind die häufigste Ursache. Aber das ist nur die halbe Miete. In 15 Jahren, in denen ich Pferde mit Hufrehe betreue, habe ich eines gelernt: Hufrehe ist fast immer ein Zusammenspiel aus inneren und äußeren Faktoren. Wenn Sie nur das Futter optimieren, aber die anderen Punkte ignorieren, treten Sie auf der Stelle. Das Verborgene Geheimnis der Hufe Die meisten Pferdebesitzer und sogar viele Fachleute übersehen das entscheidende Puzzleteil: die Hufmechanik. Ich habe noch keinen einzigen Hufrehe-Fall erlebt, bei dem zusätzlich zu einem Stoffwechselproblem nicht auch eine mechanische Überlastung der vorderen Hufaufhängung vorlag. Wenn sich ein Pferd zu wenig bewegt, wenn die Böden im Stall zu weich sind oder die Haltung zu wenig Raum bietet, dann ist die Gefahr für die Entwicklung von Zwanghufen enorm. Ein Zwanghuf ist wie eine Handbremse für die Hufgesundheit. Er behindert die natürliche Durchblutung und die gesunde Funktion des Hufes. Das ist der Nährboden, auf dem eine Hufrehe gedeiht – selbst wenn die Fütterung auf den ersten Blick perfekt scheint. Standard-Hufbearbeitung allein reicht oft nicht aus. Viele Hufexperten konzentrieren sich auf die normale Hufbearbeitung, die bei bereits verformten Hufen, wie sie bei Rehe-Pferden oft vorliegen, nicht mehr ausreicht. Sie behandeln nur die Oberfläche, aber nicht die eigentliche Ursache. Auch der häufige Einsatz von Polsterungen oder Spezialbeschlägen verschleiert die Symptome, anstatt das Grundproblem der mechanischen Überlastung zu lösen. Diese Maßnahmen können kurzfristig Schmerzen lindern, aber sie beheben die Fehlstellung nicht. Wenn das Pferd später wieder normal belastet wird, ist das Risiko eines Rückfalls hoch, da die wahre Ursache nie behoben wurde. Fütterungs- und Haltungsfehler Die Fütterung bleibt ein Kernproblem. Aber es geht um mehr als nur um Fruktane im Gras. Achten Sie auf diese Punkte: Toxische Substanzen: Manchmal reichen schon kleine Mengen von giftigen Pflanzen oder Rückstände von Medikamenten (z. B. nach einer Impfung oder Wurmkur), um den Stoffwechsel massiv zu belasten. Ein Pferd, das im Spätsommer eine Nacht unter einem Birnbaum verbringt und auf den Boden fallende Ernte frisst, kann sich bereits eine schwere Vergiftung zuziehen. Industrielles Futter: Fertigmischungen, die mit Melasse, synthetischen Vitaminen oder anorganischen Mineralien angereichert sind, können das komplexe Gleichgewicht des Pferdekörpers stören. Einseitige Fütterung: Futter, das zu zuckerhaltig ist oder zu wenig Nährstoffe enthält, kann den Stoffwechsel auf Dauer überfordern. Der Blick auf die Haltung ist ebenfalls entscheidend. Ein Pferd braucht ausreichend Freiraum, um sich zu bewegen. Bewegung auf abwechslungsreichen Böden ist der beste Weg, um gesunde Hufe und eine funktionierende Hufmechanik zu fördern. Ein Blick auf die Evolution: Was Wildpferde uns lehren Um die Hufrehe wirklich zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die Evolution werfen. Wildpferde, wie die Mustangs in Nordamerika, leiden nicht an Hufrehe. Warum? Weil sie noch immer so leben, wie die Natur es für sie vorgesehen hat. Sie legen täglich weite Strecken auf harten, abwechslungsreichen Böden zurück. Diese konstante Bewegung auf festem Untergrund ist entscheidend für eine gesunde Hufmechanik und eine perfekte Durchblutung des Hufs. Ihre Nahrung besteht aus Gräsern und Kräutern, die von Natur aus wenig Zucker enthalten. Der Mensch hat unsere Pferde in den letzten 100 Jahren von dieser artgerechten Lebensweise abgeschnitten und mit weichen Böden, Boxenhaltung und zuckerreichem Futter konfrontiert. Hufrehe ist deshalb in vielen Fällen nicht einfach eine Krankheit, sondern ein Symptom dafür, dass wir unsere Pferde aus ihrem natürlichen Gleichgewicht gebracht haben. Ein ganzheitlicher Ansatz bedeutet, diese evolutionären Bedürfnisse wieder in den Fokus zu rücken. Hier nochmal eine Zusammenfassung der 5 Punkte, die sie beachten sollten, wenn ihr Pferd Hufrehe hat: 1. Futter: Ist es artgerecht und gut verträglich für den Stoffwechsel? 2. Haltung: Ist sie artgerecht und verfügt über für Pferde geeignete Böden (für Hufmechanismus)? 3. Bewegungsmenge: Ist die tägliche Bewegungsmenge ausreichend, um den Stoffwechsel zu unterstützen und auch Horn abzureiben, damit der Huf im Gleichgewicht bleibt? 4. Toxische Substanzen: Nimmt mein Pferd ggf. Substanzen auf, die giftig sind? Schlechte Wasserqualität? Schlechte Heu-Qualität oder sogar Heulage oder Silage (kein geeignetes Pferdefutter!), Medikamente, die den Körper belasten. Ist mein Pferd vielleicht sogar übersäuert oder die Entgiftungsorgane überlastet? 5. Zustand der Hufe: Hat mein Pferd Zwanghufe? Ist der Zustand der Hufkapsel noch als gesund zu bezeichnen? Haben sie sich bereits mit dem Thema "Hufe selbst beurteilen lernen auseinander gesetzt, damit sie selbst das beurteilen können und sich nicht auf die Meinung von "Experten" verlassen müssen? Wenn Sie die Hufrehe bei Ihrem Pferd wirklich in den Griff bekommen wollen, müssen Sie meiner Meinung nach - und das meine ich aus vollem Herzen - diesen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Es reicht nicht, nur die Fütterung zu ändern. Sie müssen auch die mechanischen und die haltungsbedingten Faktoren in den Griff bekommen. Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie Sie die Hufrehe ganzheitlich in den Griff bekommen? In meinem E-Book "Hufrehe besiegen aus der ganzheitlichen Sicht des Biologen" zeige ich Ihnen, wie Sie die Ursachen erkennen und eine nachhaltige Strategie für die Gesundheit Ihres Pferdes entwickeln.